Text von BILD.DE vom 15.9.2008: 

Von THILO SCHOLTYSECK

Eine Frau sitzt auf der Geburtstation im Krankenbett. Sie ist glücklich. Sie ist erschöpft. Sie hat vor einer Stunde ein Kind zur Welt gebracht. 
Sie wiegt den Kleinen friedlich im Arm. Dann geht plötzlich die Tür auf. Ein Mann und eine Frau treten an ihr Bett. Kein Glückwunsch, kein liebes Wort. 
In kalter Bürokraten-Sprache erklären sie: „Ihnen wurde das Sorgerecht entzogen. Wir sind befugt, die Herausgabe des Kindes auch durch Gewalt zu erzwingen.“ Keine zwei Stunden nach der Entbindung wird der Mutter das Baby genommen. 
So herzlos sind Beamte in Sachsen-Anhalt!
Edeltraut (44) und Wolfgang Börner (47) aus Wolfen sind einfache, aber rechtschaffene Leute. Er ist Transportarbeiter, sie Floristin. Seit zwei Jahren sind die beiden verheiratet.
„Als meine Frau schwanger wurde, waren wir beide überglücklich“, sagt Wolfgang. „Uns war bewusst, dass eine Schwangerschaft über 40 ein Risiko sein kann, aber wir haben uns bewusst für den Kleinen entschieden.“ 
Sie richten das Kinderzimmer in ihrer Wohnung ein, kaufen Spielzeuge, eine Babyschaukel, Kindersachen. 
Am 5. September ist es endlich soweit: Morgens um 6.58 Uhr kommt der kleine Henry zur Welt. Fast vier Kilo schwer, 54 Zentimeter groß – ein echter Wonneproppen. Wolfgang Börner macht das erste Foto seines Sohnes. 
Um 8 Uhr dann der Klinik-Besuch vom Jugendamt. Die beiden Mitarbeiter zeigen den jungen Eltern ein Papier des Amtsgerichts Bitterfeld (Az. 8 F 451/08 SO) vor. Zitat: „In der Familiensache betreffend die elterliche Sorge für das von Edeltraud Börner voraussichtlich am 30. 08. 2008 zu entbindende Kind... wird den Eltern das Sorgerecht entzogen... Amtsvormundschaft angeordnet.
Die Eltern haben das Kind sowie dessen persönliche Sachen an das Jugendamt herauszugeben.“ Die Vergangenheit hat Edeltraut Börner eingeholt. 
Sie erzählt: „Vor fünf Jahren hat mein Ex-Freund meine großen Kinder geschlagen. Während der Ermittlungen kam das Jugendamt auf mich zu.“ Die Frau wurde damals begutachtet. Ergebnis: Bei ihr werden eine angebliche „intellektuelle Minderbegabung“ und mangelnde „Kritikfähigkeit“ attestiert. Doch sonst passiert all die Jahre nichts. „Da kann man uns doch nicht jetzt einfach das Kind nehmen. Wenn die Leute vom Amt glauben, dass wir Hilfe brauchen, dann sollen sie uns welche anbieten“, beschwert sich der Vater. 

Inzwischen haben die Eltern einen Anwalt eingeschaltet.


Trennungsväter e.V.